Interview mit Sebastian Bezzel und Simon Schwarz In "Schweinskopf al dente" wird besonders heiß gekocht.

Schweinskopf al Dente: Interview mit Sebastian Bezzel und Simon Schwarz
© 2016 Constantin Film Verleih GmbH


Rita Falk meinte ja, „Schweinskopf al dente“ sei  ihr Lieblingsroman und deshalb freue sie sich besonders darauf, ihn endlich verfilmt zu sehen. Wie seht Ihr das?

Schwarz: Ob das ihr Lieblingsroman ist? Also ich glaube, sie lügt. Das sagt sie doch jetzt bestimmt nur, weil der Film gerade heraus kommt. Nächstes Jahr heißt es dann, der aktuelle Film sei ihr Lieblingsroman. (Lacht)

Gute Antwort!

Bezzel: Aber ich glaube, sie hat es schon davor gesagt.

Schwarz: Aber gut, sie wird besser wissen, ob das ihr Lieblingsroman ist.

Hat er Euch denn mehr Spaß gemacht als die vorherigen Filme?

Bezzel: Ja, mir hat der schon sehr viel Spaß gemacht, aber aus einem anderen Grund. Die ersten beiden Teile waren eher klassisch angelegt. Die Filme begannen damit, dass der Eberhofer auf eine Spur kam. Er merkte zunächst, dass etwas in einer Situation faul war. Und dann grub er sich so langsam in die Geschichte hinein. So waren die ersten zwei Filme.

Und der ist jetzt einfach anders. In diesem Films spinnt die Susi irgendwie total und dann bricht auch noch dieser Küstner aus. Und da MUSS jetzt etwas gemacht werden. Der Eberhofer hat quasi keine andere Wahl. Ich findem, es wird diesmal heißer gekocht als in den anderen Teilen. Während man in die anderen Filme so langsam reingekommen ist, geht es diesmal von vornherein voll ab. Und das finde ich von der Entwicklung her sehr schön.

Schwarz: Dieser Films ist schon fast ein Thriller. Hier ist wirklich mal etwas los.

Bezzel: Ja, und die Figur des Küstners ist natürlich super! Und dann der Moratschek, der sich in seiner Angst völlig aufgibt und nur noch betrunken und bekifft durch die Gegend läuft. Er hat so eine Angst, dass ihm sein bürgerliches Leben plötzlich total egal ist.

Schwarz: Ja stimmt, dieser Teil ist ein bisschen anders als die anderen. Aber ich finde auch die anderen Teile sehr schön. Mir gefällt gerade dieses Hineingraben in eine Sache auch sehr gut. Bei „Schweinskopf al dente“ hingegen hat man einen Fall, der sehr klar daliegt. Man weiß hier sehr schnell, um was verhandelt wird. Und das wusste man bei den anderen Teilen eben nicht so.

Auch die Verbrüderung zwischen dem Moratschek und dem Eberhofer ist sehr schön. In den anderen Filmen waren sie sich ja nie einig. Hier findet schon fast eine familiäre Zusammenführung der beiden statt. Das hat natürlich was. Insofern kann ich schon verstehen, dass Rita diesen Stoff besonders mag. Wenn ich es mir lange genug einrede … (Lacht)

Wenn man lang genug gräbt sozusagen. Habt Ihr denn das Gefühl, dass Eure Figuren noch die Kontrolle über die Situation haben? Oder verlieren sie diese zwischenzeitlich komplett?

Schwarz: Also der Rudi hat immer die Kontrolle!

Bezzel: Und der Franz nie, oder wie? (Lacht)

Schwarz: Weil irgendwie findet sich ja doch immer eine Lösung für jedes Problem.

Bezzel: Aber es gibt schon Szenen, in denen ich merke, dass der Franz ein Problem hat. Zum Beispiel: Als der ganze Hof elektronisch ausgerüstet wird, und der Franz hält es nicht mehr aus und rennt einfach raus, weil er weiß, dieser Küstner hockt irgendwo im Wald. Da denkt der Eberhofer sich schon: „Zefix, ich mag jetzt endlich mal etwas Konkretes in der Hand haben. Irgendein Beweisstück oder so…“ Da sieht man schon, dass das alles an seinen Nerven nagt.

Schwarz: Der Rudi ist mehr der Angler. Der kann auch mal im Regen ausharren und darauf warten, dass der Fisch endlich anbeißt. 

Der Rudi bleibt immer cool?

Schwarz: Ja, irgendwie hat er immer die Kontrolle, auch wenn sie manchmal fast verloren scheint.

Bezzel: Der Rudi hat in seiner Kindheit „YPS – Das Comic mit dem Gimmick“ gelesen (Lacht).

Schwarz: So ist es! Das gibt’s ja jetzt auch wieder als Lifestyle-Magazin für Erwachsene. Also genau für die Generation, die das schon als Kind gelesen hat.

„Wenn ich die Kontrolle verliere, dann kann ich schon sehr hysterisch werden“

Was bedeutet denn Kontrollverlust für Euch beide privat?

Schwarz: Schrecklich!

Bezzel: Als mich das letzte Mal ein Serienkiller kalt machen wollte, war ich schon irgendwie nervös. (Lacht)

Aber jetzt mal im Ernst. Kontrollverlust ist schon schwierig. Manchmal kann ich schon sehr hysterisch werden. Das ist dann immer peinlich. Wenn man zum Beispiel mit der Familie in den Urlaub will und der Flieger geht nicht oder so …  Und dann denkt man: „Jetzt ist alles ganz schlimm!“

Aber dann wiederum, wenn es mal härter kommt, wie zum Beispiel ein schwerer Krankheitsfall in der Familie, da kann ich auch ruhiger bleiben und versuchen, erst mal durchzuatmen und die Kontrolle wieder zu erlangen. Aber es ist schwierig. Das ist von Fall zu Fall unterschiedlich bei mir.

Schwarz: Also ich werde schon sehr hysterisch. Der Rudi ist um einiges cooler als ich. Obwohl man dem Rudi vielleicht nicht unbedingt Coolness zuschreiben würde …

Bezzel: Ach, das ist alles nur ein gesellschaftliches Missverständnis. In ein paar Jahren ist der Rudi Birkenberger die Figur schlechthin. Dann werden T-Shirts von ihm gedruckt!

Was mich gleich zur nächsten Frage bringt: Wie nah seid Ihr denn Euren Figuren im wahren Leben?

Schwarz: Also ich glaube wir sind unseren beiden Figuren insofern sehr nahe, dass die Beziehung zwischen uns sehr ähnlich ist. Wir haben schon auch ein sehr inniges Verhältnis, das auf einer sehr großen Vertrauensbasis beruht.

Gibt es dann auch so viele Reibereien wie im Film?
 
Schwarz: Ne, Reibereien haben wir tatsächlich nicht.

Bezzel: Man hat eh genug zu tun am Set. Da bleibt gar keine Zeit für Reibereien. Den ganzen Tag ist irgendwas los. Streit kostet ja auch immer viel Energie. Die kann man sich für etwas anderes aufheben.

Aber gerade wenn man lange und viel dreht, muss man sich schon immer wieder auch zurückziehen. Es ist wichtig, dass man sich zwischendurch mal sammelt. Dann geht man für zehn Minuten in seinen Wohnwagen und macht kurz die Augen zu oder man widmet sich seinem Privatleben. Das hilft.

Ist das ein Punkt, der Freundschaft für Euch ausmacht? Reiberein aus dem Weg zu gehen und lieber die Harmonie zu suchen?

Schwarz: Das ist von Beziehung zu Beziehung unterschiedlich.

Bezzel: Stimmt, jede Beziehung hat eine eigene Energie. Mit dem einen ist es besser, sich mal richtig zu streiten. Danach geht jeder in seine Ecke und dann ist es wieder gut. Und mit einem anderen geht das vielleicht eher in eine blödelnde Richtung oder mal wiegelt schnell ab. So was ist nie von einem alleine abhängig.

Schwarz: Ich finde es manchmal wichtig, aneinander zu geraten. Manche Dinge müssen einfach lautstark ausdiskutiert werden. Und bei anderen macht es keinen Sinn. Aber wir beide reiben uns eigentlich nicht aneinander. Warum auch? Es geht ja um nix bei uns (Alle drei lachen)

Also spielt auch Neid und Konkurrenz keine Rolle in Eurer Freundschaft?

Schwarz: Nein, da sind wir vielleicht auch aus dem Alter raus. Aber das hatten wir eigentlich nie.

Bezzel: Das kostet ja auch alles Energie!

Die haben die Protagonisten des Films offensichtlich schon …?

Schwarz: Ja, aber auf eine andere Art. Also Neid ist das auch nicht wirklich.

Bezzel: Neid nicht, aber ich glaube schon, dass der Rudi gerne das soziale Leben vom Franz hätte. Also die Oma, die kocht, die Freunde, den Stammtisch …

Schwarz: Ja stimmt, aber der Rudi würde nicht gerne mit dem Franz tauschen, sondern mehr Anteil daran nehmen. Er wäre gerne mehr Teil seines Lebens. Aber das hat weniger etwas mit Neid zu tun, sondern eher damit, dass der Rudi gerne noch viel mehr in Franz‘ Familie integriert wäre. Er könnte sich auch vorstellen im Haus daneben zu wohnen und zum Essen immer rüber zu kommen.

Er hätte also gerne einen größeren Platz im Leben vom Franz Eberhofer?

Bezzel: Aber den hat er ja! Der Franz muss es nur nicht dauernd leben. Das ist eher ein Nähe-Distanz-Problem, das die beiden haben.

„Männer haben es auch schwer“

Dann kommen wir mal zum Nähe-Distanz-Problem vom Eberhofer und der Susi. Ich finde ja, er ist ein ziemlicher Trampel, was sie betrifft. Siehst du das auch so, Sebastian?

Bezzel: Ja, aber er hat schon auch eine andere Art. Er kann auch wahnsinnig charmant sein und er ist ein Hammer im Bett (Lacht). Also das sagt jetzt der Eberhofer, nicht ich!

Aber mal Spaß beiseite: Er kann auch ein sehr netter Typ sein. Aber er ist es halt nicht immer und das ist wohl auch der Reiz. Ich glaube auch, dass er die witzigen Bosheiten immer wieder mal loslässt, damit er ein bisschen mehr Abstand zur Susi gewinnt. Wenn zu viel von Familie geredet wird – wie im „Dampfnudelblues“ zum Beispiel – dann wird eben mal dezent auf die „Dellen in den Haxen“ (redaktioneller Vermerk: „Cellulite in den Oberschenkeln“) hingewiesen. Sie ist dann zwar sauer. Aber der Plan ist immerhin aufgegangen. In den nächsten Tagen wird nicht über Familienplanung geredet.

Na ja, der Franz ist ja dann auch erst einmal damit beschäftigt, die Susi wieder zurückzuholen.

Bezzel: Ja, da macht er dann ne große Nummer draus. So wie eben dann am Gardasee aufzutauchen wie so ein ‚lonesome Cowboy‘. Da steht sie ja auch wieder drauf, dass er dann kommt.

Außerdem: Ein ganz großer Satz in diesem Film ist, als die Oma sagt: „Sie kann aber schon auch sehr anstrengend sein, die Susi.“ Und zwar nachdem die Susi sauer ist, weil der Franz sie im Hotel hat sitzen lassen, dabei hat er gerade dem Moratschek und seiner Frau das Leben gerettet und war selbst in Lebensgefahr. Die Susi weiß das auch und ist trotzdem sauer. Also da sieht man, dass sie schon auch echt ’ne Zicke sein kann. Das hat sich wohl auch so hochgeschaukelt zwischen den beiden. Aber im Endeffekt haben beide einen sehr charmanten Kern und sie gehören einfach zusammen.

Kennt Ihr das denn auch aus dem Privatleben? Dass Man ungewollte – oder gewollt – schnell mal in ein Fettnäpfchen treten kann bei einer Frau?

Schwarz: Da fällt mir das Lied vom Hader ein: „Unterm Weihnachtsbaum die eigene Frau mit dem falschen Vornamen anreden. Das ist Freiheit.“ (Lacht)

Bezzel: Ja, alles schon dagewesen. Aber so krass jetzt natürlich nicht. Man muss da auch ’nen Unterschied machen. Beim Eberhofer ist es so, dass er das Fettnäpfchen sieht und dann voll reinspringt. Wenn ich hingegen in eines trete, dann hat mir irgendwo mal eine Info gefehlt.

Schwarz: Ja, das auch. Was mir auch gerne mal passiert: dass ich eigentlich etwas Liebes sagen möchte und es war dann falsch. Dann habe ich nicht die richtigen Worte gewählt, oder so …

Zum Beispiel?

Bezzel: „Mit dir kann man Pferde stehlen“: „Du bist ein richtiger Kumpel“

Schwarz: Das wären die Klassiker (Lacht). Oder wenn man weibliche Kurven als Kompliment erwähnen will. Da kann man auch ganz schnell missverstanden werden.

Bezzel: Ja, wenn man sowas sagt wie: „Schau dir mal diese Models an. Die sind bestimmt totale Zicken. Da ist mir so eine wie du schon lieber.“

Da ist man auch ganz schnell mit dabei…

Schwarz: Da kommt dann von der Frau: „Was heißt das jetzt? Bin ich fett?“
Ja, ja Männer haben es schon auch schwer. Anders als Frau… aber so ein paar Probleme haben wir auch… (Lacht)

Bezzel: Und die erzählen wir im nächsten Interview … der ‚Men‘.

Schweinskopf al Dente: Interview mit Sebastian Bezzel und Simon Schwarz
Simon Schwarz und Sebastian Bezzel. Hier: mit der Redakteurin statt dem Schweinskopf
©Lydia Wünsch

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert