Larsito im Interview "Etwas bleibt": Ein Album voller Fern- und Heimweh

Seine Liebe für afro-kolumbianische Rhythmen erbt Larsito zweifellos von seinem Vater Barragán De Luyz, dem Percussionist und Sänger aus Kolumbien, der in den 70er Jahren seine Reisetasche packte und mit seiner Band zu einer Europa-Tournee aufbrach. Diese Tour endete für ihn jedoch vorzeitig in Berlin, wo er während eines Konzertes ein blondes Mädchen im Publikum erblickte und sich blitzschnell entschied, wegen dieses Mädchens in Deutschland zu bleiben …

Larsito im Interview

  • WomenWeb: Im Song M.W.W. („Männer wie wir“) gibt es eine Zeile: „…Wir vermissen eure Nähe, auch wenn wir es euch nicht zeigen. Wie können wir es euch beweisen?“ Wie würdest du die Liebe einer Frau beweisen?

  • Larsito: Ich glaube, Liebe sollte man nicht beweisen müssen. Man sollte sie leben…

Die Band zieht ohne Barragán De Luyz weiter, der zwei Jahre später einen Sohn namens Lars bekommt – verniedlichend auf Spanisch: „Larsito“.

Larsito im Interview

  • Larsito versus Lars: Wie viel vom kleinen Jungen ist noch im Lars drin? Und wie viel vom erwachsenen Lars im Larsito?

  • Ganz viel! 🙂 Gerade wenn man kreativ ist, hilft es unheimlich, das Kind in einem herauszulassen. Die erwachsene Seite ist natürlich auch in mir und wächst mit der Verantwortung!

Das Schicksal Larsitos scheint von seiner Geburt an vorbestimmt: Mit dem Percussionspiel beginnt er, als er ein Dreikäsehoch ist. Mit sechs Jahren steht er dann zum ersten Mal als Solo-Musiker auf der Bühne und mit sechzehn vertritt Larsito zum ersten Mal seinen Vater auf dessen Konzert. Später kommt zu seiner unerschütterlichen Percussionspiel-Liebe noch eine zweite große Liebe dazu – die Liebe zum Songschreiben. Diese setzt Larsito vorerst in der Berliner Multikulti Band „Culcha Candela“ um, doch als die Gruppe eine kreative Pause einlegt, wächst in Larsito eine neue Idee – sein erstes Solo-Album zu machen, welches seine deutschen Wurzel mit seinen kolumbianischen zusammenführen soll …

Kurz darauf ist er es, der seine Reisetasche packt, mit Skizzen und Festplatten voller Melodien, um zu seiner musikalischen Herkunft zurückzufinden. Gleich zwei Reisen, nach Kolumbien und Kuba, bescheren ihm unerwartete, spannende Begegnungen mit den besten kolumbianischen Musikern der Jetztzeit. Einer davon ist Amadito Valdés, eine Legende und der Percussionist des Buena Vista Social Clubs, der für Larsito das kubanisch-creolische Instrument Timbales einspielt. Verblüffend unerwartet führt ihn dann das Schicksal mit der großen Totó La Momposina zusammen, der ehemaligen Weggefährtin seines Vaters, deren Musik ebenso eine  Legende in Kolumbien ist. Auch dieser Star singt für den offenherzigen Kolumbien-Berliner ihre Melodien ein. Schicksalshaft scheint auch die Teilnahme des Vaters an einem der Songs zu sein: Er hat Larsito die Musikliebe in die Wiege gelegt, ohne ihn wäre das erste Solo-Album einfach nicht denkbar!

Larsito im Interview

  • Dein Vater war ja im Prinzip Dein (Musik)-Wegweiser? Gibt es Situationen, in denen Du Deinen Vater um Rat fragst? Welche z.B.?

  • Sicherlich. Ich spiele ihm gerne meine Musik vor und bin immer gespannt auf seine Meinung. Allerdings probiere ich nicht nur in seine Fußstapfen zu treten, sondern vor allem neue Spuren zu hinterlassen.

Was dabei entsteht, ist das einzigartige Debüt-Album „Etwas Bleibt“ – die ganze Geschichte von Larsitos Leben: Totó, Catico, Karibik, Deutschland, Buena Vista, Berlin. Der Kreis schließt sich.

Während seiner Rückreise nach Berlin hat Larsito in seinem Gepäck eine Festplatte voller Inspiration aus der karibischen Welt. Diese verschmelzen dann mit europäischen, urbanen Beats. Eine Mischung aus dem Afrikanischen in der lateinamerikanischen Musik, dem Schwarzen in der Popmusik Amerikas, Cumbia und R’n’B, Buena Vista Social Club und Berliner Großstadtbeat: Das sind die Zutaten des ersten Larsito-Albums – des Albums mit Musik, die er mit einem Augenzwinkern „URBEATO“ getauft hat.

„Etwas bleibt“ ist eine Platte mit vielen musikalischen Überraschungen und emotionalen Wendungen. Sie ist eine faszinierende Reise zwischen zwei Welten und Kulturen. Aber vor allem: Sie hinterlässt ein exotisch-vertrautes Gefühl, DAS BLEIBT!

Larsito im Interview

  • Aus dem Song „Etwas bleibt“:  „…Doch nichts kommt mit, was mir wichtig ist…“ Was hast du in Kolumbien zurückgelassen und was hast du nach Berlin mitgebracht (außer der schönen Platte)? Was bleibt?

  • Wenn man die Koffer nach einer Reise wieder packen muss, merkt man, dass man die wirklich wichtigen Dinge nicht einpacken kann. Die Musik, das Lebensgefühl, die Menschen, die man lieb gewonnen hat … Trotzdem bleibt die Wärme, die man immer in seinem Herzen tragen sollte.

Aus dem Song „Etwas bleibt“: Musik auf den Straßen, offene Türen, lachende Gesichter. Hier muss man nie frieren. Guavensaft zum Frühstück, barfuß im Glück…

Larsito im Interview

  • Gibt es den Weg in die Band zurück oder soll es nun der Solo-Weg bleiben?

  • Es fühlt sich gerade alles richtig an. Meine Culcha Candela Zeit war eine, die ich nie müssen möchte. Doch ich bin an einem Punkt angekommen, wo ich das Gefühl habe, dass ich diese Etappe mit gutem Gewissen abschließen und mich neuen Träumen und Zielen widmen kann.

Larsito Live:
08.10.2014 München | Ampere
09.10.2014 Köln | Bahnhof Ehrenfeld
10.10.2014 Berlin | Frannz Club
11.10.2014 Hamburg | Knust

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