Gerard Butler im Interview Über Rache, Midlife-Crisis und Traumfrauen

„Ich würde genauso zurückschlagen“

Gerard Butler im Interview
Gerard Butler mit Redakteurin Sarah


In „Gesetz der Rache“ töten Sie die Mörder Ihrer Familie. Wie würden Sie  im wahren Leben reagieren?

Was mein Charakter bei seinem Rachefeldzug tut, geht er natürlich viel zu weit. Dass er auf brutale Weise die Männer tötet, die für den Tod seiner Familie verantwortlich sind, das kann ich nicht so einfach billigen. Aber wenn ich daran denke, dass jemand, den Menschen, die mir nahe stehen böswillig etwas antun würde, dann würde ich mindestens genauso böswillig zurückschlagen und sie zweifellos für das, was sie getan haben leiden lassen. Ich sage nicht, dass das richtig ist, aber das würde ich machen.

Was halten Sie von der Todesstrafe?

Ich habe verschiedene Meinungen dazu. Manchmal hab ich sie schon befürwortet. Beängstigend ist es jedoch, wenn die falsche Person auf dem Stuhl landet. Wenn jemand aber so grausam und bösartig ist, dann erscheint mir Gefängnisstrafe einfach nicht genug. Ich finde es aber schwierig dazu eine klare Meinung zu haben.

Wie war die Zusammenarbeit mit Jamie Foxx? Haben Sie sich schon vorher gekannt?

Nein, ich habe ihn erst bei den Dreharbeiten kennengelernt. Ich bin froh, dass ich die Chance hatte mit ihm arbeiten zu dürfen – als Schauspieler, aber auch als Mensch. Er ist wie ein frischer Wind, es ist toll ihn um sich zu haben, er hat mich als Schauspieler und Produzent so unterstützt. Wo immer er ist, setzt er alles unter Strom. Er spricht mit jedem, hat ein tolles Team um sich herum – und du kannst schon viel über eine Person sagen in Anbetracht der Leute, die um sie herum sind. Es war eine Freude mit ihm zu arbeiten und ich habe viel von ihm gelernt. Er ist sehr weise und auch lustig. Als Schauspieler ist er ein großes Talent. Die Chance ihn als Gegenspieler zu haben, die Katz und Maus-Szenen und die Psychospielchen zwischen uns, haben mich besonders an diesem Film gereizt.

„Der Film hat mir bestätigt, wozu ich fähig wäre“

Gerard Butler im Interview
© Constantin Film: Gerard Butler in „Gesetz der Rache“


Was haben Sie über sich selbst gelernt während der Dreharbeiten? Gibt es etwas, das Sie für sich mitnehmen konnten?

Ich glaube der Film hat mir bestätigt, wozu ich fähig wäre, wenn jemandem in meinem Umfeld wehgetan würde. Ich dachte, dass mich meine Brutalität (Anm. d. Redaktion: Clyde Shelton zerstückelt den Mörder seiner Familie bei vollem Bewusstsein) mehr beunruhigen würde. Insbesondere der Mord an dem Mann, der meine Frau und mein Kind umgebracht hat. Als ich diese Tat begangen habe – so schrecklich sie auch war – fiel mir der Gedanke daran, ich könnte so etwas wirklich tun, überraschend leicht. Das war ein bisschen beängstigend.

Sie haben bisher gute, böse und hässliche Rollen gespielt. Meinen Sie dieser Mix aus toughen und romantischen Typen ist der Schlüssel zu Ihrem Erfolg?

Vielleicht. Als ich mich vor ein paar Jahren noch hochgearbeitet habe, hat es sich zu jeder Zeit so angefühlt als ob ich immer an einem bestimmten Genre haften bleiben würde. Das wäre wahrscheinlich am ehesten das Action-Genre gewesen. Aber ich wollte das nicht. Ich wollte immer versuchen meine Erfahrung zu erweitern, mich herausfordern und herausfinden, wie, wenn ich im Action-Bereich gut bin, der Komödie gerecht werden könnte. Aber ich finde rückblickend hat sich das für mich ausgezahlt, weil ich nun nicht aufgeschmissen bin, wenn es mal mit Action nicht funktioniert. Ich kann romantische Komödie drehen, habe gerade diesen Thriller gemacht, bald kommt ein animierter Zeichentrickfilm heraus und ein Musical ist auch dabei. Ich habe immer versucht mich neu zu beleben und das Feld so weit offen wie möglich zu halten.

In welchem Genre fühlen Sie sich denn am wohlsten?

In keinem (lacht). Das ist eine schwere Frage… Als ich „Gesetz der Rache“ gedreht habe, empfand ich das als wirklich harte Arbeit, aber ich dachte: das ist unglaublich, die Chance zu bekommen diesen dunklen Charakter zu spielen, der zerbricht und dann so kontrolliert, kalt und berechnend ist. Und da steckt noch so viel mehr in ihm. Er ist vereinnahmend, hat Sinn für Humor, steckt zudem voller Schmerz und Bösartigkeit. Es kann ja gar nicht besser sein, was für eine Herausforderung. Aber wenn ich in einer Komödie spiele und die Chance habe, die Leute und mich selbst zum Lachen zu bringen, die Momente zu haben, wo jede Sorge wegfällt, denke ich, es kann gar nichts besser sein als das. Das gleiche Gefühl habe ich dann aber wieder bei Actionfilmen.

„Es wäre nett eine Beziehung zu haben“

Gerard Butler im Interview
© Constantin Film


Wie reagieren denn die Leute in Ihrer Heimat Schottland auf Sie und Ihren Erfolg? Begrüßen Sie Sie total überschwänglich, wenn Sie sie besuchen?

(lacht) Der Ort, an dem ich auf der ganzen Welt wohl am wenigsten Aufmerksamkeit bekomme ist in Schottland. Ich bin in Glasgow aufgewachsen und habe mitten in der Stadt studiert. Aber wenn ich jetzt nach Hause komme, versuche ich so viel Zeit wie möglich mit meiner Familie zu verbringen, die mittlerweile in den Highlands wohnt. Wenn ich also in Glasgow ankomme, nehme ich mir gleich einen Wagen und fahre direkt in die Highlands. Deshalb ist es schwer zu sagen, wie die Leute auf mich reagieren, weil ich dort gar nicht so vielen Menschen begegne. Aber ich sage Dir, jeder Teil von mir, alles von mir, das in meine Filme fließt, ist absolut schottisch.

Sie haben aber einiges von Ihrem schottischen Akzent verloren…Werden Sie deshalb zu Hause geärgert?

Ja. Es gibt niemanden, der besser oder schlimmer als die Schotten sein kann. Einen Landsmann zu sehen, der irgendwie von einer anderen Kultur beeinflusst wurde, hat es sich gleich ziemlich verscherzt. Besonders, wenn man mit einem amerikanischen Akzent spricht. Als ich vor anderthalb Jahren in einem Interview aus Versehen „soccer“ statt „football“ sagte, konnte ich für den Rest des Interviews kaum atmen und mein Gesicht war so rot, und sogar jetzt werde ich wieder rot. Ich kriege Panikattacken, wenn ich daran zurückdenke.

Sie sind vor kurzem vierzig geworden. Gibt es eine Midlife-Crisis, oder sind Sie mit Ihrem Leben völlig zufrieden, wie es ist?

Nein (lacht), aber das wird wahrscheinlich auch niemals der Fall sein. Ich glaube nicht, dass ich noch so viel in Frage stelle oder Dinge bereue, wie ich es mit dreißig tat. Heutzutage zweifle ich immer noch in meinem Leben an, aber eigentlich fühle ich mich in vielerlei Hinsicht wohler als je zuvor. Ich weiß mehr über mich, ich weiß in was ich meine Energie investieren sollte und in was nicht. Ich weiß, was mich immer noch reizt oder was mich reizen kann. Dann gibt es Dinge über die ich verschiedene Meinungen habe. Manchmal denke ich, Gott, ich wünschte, ich wäre verheiratet und hätte Kinder. Andererseits, denke ich wieder, man, bin ich froh, dass ich noch nicht verheiratet bin und Kinder habe (lacht) – das kann ich später noch haben.

Könnten Sie sich denn vorstellen verheiratet zu sein und Kinder zu haben?

Ja, aber das wäre ein Alptraum (lacht). Nein, das kann ich mir absolut vorstellen. Im Moment fühle ich mich gut, wo ich bin, aber es wäre nett eine Beziehung zu haben, es muss ja nicht unbedingt gleich Hochzeit sein. Und ich will auf jeden Fall eines Tages Kinder haben.

„Ich mag starke Mädchen mit viel Power“

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© Constantin Film/ Gerard Butler und Jamie Foxx


Würden Sie Ihren Kindern empfehlen Schauspieler zu werden?

Ja. Ich würde sie nie in diese Richtung drängen, aber wenn sie daran interessiert sind, würde ich sie keinesfalls davon abhalten. Ich fühle mich sehr gesegnet, dass ich das machen darf. Und ich war ziemlich frustriert mit dem, was ich vorher gemacht habe. Nicht, dass es nicht auch negative Aspekte in Bezug auf die Schauspielerei gibt, aber letztendlich ist es das, was ich immer tun wollte und ich liebe es. Deshalb würde ich meine Kinder auch auf die negativen Seiten hinweisen und sie somit vorbereiten. Aber wenn sie sagen, sie wollen das tun, würde ich sagen „Leg los“. Nichts desto trotz, ich habe keine Kinder, deshalb ist das leicht für mich zu sagen. Vielleicht schreie ich in zehn Jahren: „Lauf, Lauf, werde Arzt, tu das nicht, du bist verrückt!“ (brüllt). Schließlich ist es erstaunlich wie viel Scheiße Du über Dich in den Klatschblättern liest.

Lesen Sie denn die Sachen wirklich?

Ja. Natürlich nicht alles, aber Du liest schon viel Zeug. Und ich bin immer wieder überrascht. Wenn ich über mich selbst lese, denke ich mir: Was? Woher kommt das denn nun wieder? Und dann denkst Du, sind da wirklich Leute da draußen, die das glauben?

Gerard Butler im Interview
© Constantin Film


Wie sieht Ihre Traumfrau aus?

Ich dachte immer, ich möchte keine Frau, die zu verrückt ist, das wäre zu viel für mich und sei mir zu anstrengend. Dann treffe ich eine Frau, die durchgeknallt ist und ich denke: Wow, sie ist Wahnsinn und so unvorhersehbar. Ich kann das aber nicht definitiv sagen, weil es so viele unterschiedliche Dinge an verschiedenen Frauen gibt, die mir gefallen könnten. Ich mag es, wenn ein Mädchen zart und unschuldig ist, aber andererseits kann es mir auch gefallen, wenn sie eher stark und voll Power ist. Das hängt einfach vom Moment, von der Person, von der Magie ab.

Mit welcher Frau würden Sie gerne zusammenarbeiten?

Alle Kates. Kate Blanchett, Kate Winslet, Kate Beckinsale. (lacht) Sie wären alle eine gute Wahl. Sie sind phenomenale Schauspielerinnen.

Möchten Sie zum Schluss noch, dass wir ein Gerücht über Sie in die Welt setzen?

(lacht) Gerard Butler ist ein sehr langweiliger Typ, der lieber zu Hause wäre, ein Buch lesen und Radio hören würde. Er ist nicht der Kerl über den wir gerade gesprochen haben.

Für das Interview bedankt sich Sarah Ollrog

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