Frauen erobern die Pokerwelt

https://www.shutterstock.com/de/image-photo/portrait-gambling-lucky-woman-playing-poker-2332977643
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Mit Köpfchen, Kalkül, und eisernen Nerven: Immer mehr Frauen entdecken die Faszination des Pokerspiels. Die besten Zockerinnen haben es mittlerweile in den einst den Pokerherren vorbehaltenen Club der Millionäre geschafft.
Einen großen Anteil an ihrem Erfolg hat das Internet.
Online Poker ist nicht nur die einfachste Art, das simpel strukturierte und dennoch intellektuell anspruchsvolle Spiel zu üben. Wie das geht, hat unter anderem der erste Pokerweltmeister aus Deutschland vorgemacht. Und ungezählte Zockerinnen und Zocker sind seit 2011 dem Beispiel von Pius Heinz gefolgt.

Weil Poker auf einer Mischung aus Mathematik und Psychologie, kombiniert mit einer kleinen Dosis Glück besteht, sind Daten das Grundprinzip des Studiums. Online lassen sich sämtliche Züge und Ergebnisse eines Spiels notieren, und nach genügend Händen liegen ausreichend Informationen vor, um unter anderem aussichtsreiche Startkarten, aber auch die Macken und Strategien der Gegner zu erkennen. Vor allem aber lassen sich so die eigenen Stärken und Schwächen identifizieren.

Sandra Naujoks, die als eine der besten Pokerspielerinnen Europas gilt, hat ihre Karriere mit intensivem Online-Training begonnen, nachdem sie auf einer Website über Online-Poker gestolpert war. Erst nach ausgiebiger Übung war sie bereit, um Geld zu zocken.

Diese Strategie hat sich für die Grafikdesignerin aus Berlin in Verbindung mit ihrem psychologischen Gespür bei Live-Turnieren bezahlt gemacht. Seit 2008 hat sie insgesamt rund 1,8 Millionen US Dollar in Turnieren gewonnen. Die meist mit Cowboyhut und Zigarre im Mund am Pokertisch sitzende Zockerin brachte es allein in ihrem ersten Jahr als Profi auf vier Top 10 Platzierungen in Turnieren in Österreich und Ungarn und kassierte mehr als 270.000 US Dollar. Außerdem wurde sie bei den European Poker Awards als „Europe’s Leading Lady“ ausgezeichnet.

Im Jahr darauf wurde Sandra Naujoks beim Main Event der European Poker Tour zur Europameisterin und dank des Topfs zugleich zur Millionärin.
Die erfolgreichste Pokerspielerin aller Zeiten ist die US-Amerikanerin Vanessa Selbst. Die studierte Juristin aus New York hat im Laufe ihrer Karriere mehr als 11,9 Millionen US Dollar im Live-Spiel gewonnen. Mit drei Bracelets in der World Series of Poker ist sie ein Superstar der Pokerszene, auch wenn sie mittlerweile nur noch selten in Turnieren antritt.

Vom Online-Poker zum Live-Tisch war auch für die Kanadierin Kristen Bicknell eine natürliche Progression. Doch während etwa Sandra Naujoks es vorzieht, ihre Kontrahenten in echt zu beobachten und auf verräterische Signale zu warten, spielt die 2017, 2018 und 2019 im Global Pokerindex der besten Pokerspielerinnen auf Platz 1 gesetzte Kristen Bicknell genauso gern in Online-Turnieren. Mit mehr als 5,1 Milllionen Dollar Gewinnen im Live-Spiel wird sie nur von Vanessa Selbst übertroffen.

Als Wegbereiterin der zockenden Frauen gilt Barbara Enright. Sie spielt bereits seit 1976 Poker. Der Erfolg kam zwar nicht über Nacht – zwischendurch jobbte sie als Friseurin und Kellnerin, um ihre Pokerkarriere zu finanzieren -, aber er kam. 1995 war Barbara Enright die erste Frau, die es im Main Event der World Series of Poker bis an den Finaltisch brachte. Ein Jahr später schrieb sie erneut Pokergeschichte, als sie als erste Frau ein WSOP-Bracelet gewann. 2007 wurde Barbara Enright in die Poker Hall of Fame aufgenommen.

In Europa zählt Liv Boeree aus England zu den Superstars der Pokerszene. Die studierte Physikerin stand dreimal an der Spitze des Global Poker Index als beste europäische Spielerin. Mit mehr als 3,9 Millionen US Dollar an Einnahmen in den verschiedenen Turnieren ist sie eine der reichsten Zockerinnen. Dass ihr Herz außer für Poker auch weiterhin für die Wissenschaft schlägt, hat Liv Boeree mit diversen Videos auf ihrem YouTube-Kanal bewiesen.

Eine der auch außerhalb der Pokerwelt bekanntesten Profizockerinnen ist Jennifer Tilly. Die US-Amerikanerin und Oscar-nominierte Schauspielerin gewann 2005 den Ladies No-Limit Holdem Wettbewerb in der World Series of Poker. Der Sieg brachte ihr das Bracelet und einen Topf in Höhe von mehr als 158.000 US Dollar ein.
Dass ihr Erfolg kein Zufall war, bewies Jennifer Tilly gleich zwei Monate später mit einem weiteren Sieg in einem Damenwettbewerb der World Poker Tour.

Während etliche Filmstars zu den Pokerfans zählen, ist sie eine Seltenheit, indem sie sowohl Poker als auch Schauspiel zu ihrem Beruf gemacht hat.
Dass das Kartenspiel ein gründliches Studium verdient hat, um die Feinheiten zu verstehen, ist in wissenschaftlichen Kreisen längst als Tatsache anerkannt. Die US-amerikanische Eliteuniversität MIT widmete der Pokertheorie bereits 2015 einen für die Öffentlichkeit freigegebenen Kurs in der Sommerschule. Der Unikursus in „Poker Theory and Analytics“ ist mittlerweile auf YouTube zu finden.

Doch selbst wenn der eigene Ehrgeiz sich nicht aufs große Turnierspiel richtet, sondern nur zum Spaß gezockt wird: Mit Köpfchen, Kalkül und eisernen Nerven gehen immer mehr Frauen am Pokertisch All-In.

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