Maite Kelly im Interview Ehrlich, authentisch, selbstbewusst

„Ich singe meinem Mann auf den Anrufbeantworter!“

Maite Kelly im Interview
Maite Kelly mit WW-Redakteurin Sarah Ollrog


WomenWeb: Sprechen wir gleich mal über dein neues Album „Wie ich bin“. Gibt es einen Song, der dir besonders am Herzen liegt?

Maite: „Cowgirl“ ist einer meiner Lieblingssongs, weil er so viel Atmosphäre hat. Einerseits ist er sehr traurig, andererseits trägt er viel Kraft in sich. Er drückt die Einsamkeit aus, die starke Single-Frauen empfinden, die eigentlich total unabhängig sind. Meine Freundin hat mich dazu inspiriert. Sie war mal total gefrustet und sagte: „Ich will endlich einen richtigen Mann, hab keinen Bock mehr alleine zu sein!“

Was hat denn die besagte Freundin zu dem Song gesagt?

(lacht und quietscht vergnügt): Ahh, ich weiß nicht, ob sie’s schon weiß! Wahrscheinlich schlägt sie mich…

Und der Song „Weil du mich lässt“ ist eine Liebeserklärung an deinen Mann Florent…

Und das hat er auch erst vor drei Wochen beim Hören rausgefunden. Ich find’s schön, wenn mein Mann oder Freunde sich plötzlich in den Songs erkennen. Trotz des autobiographischen Hintergrundes ist es mir aber sehr wichtig, dass die Songs universal gelten. So dass sich jeder darin wiederfindet, sich niemand ausgeschlossen fühlt.

Du bist mit Florent schon seit 2005 verheiratet…

Ja! Wir sind jetzt im verflixten siebten Jahr (lacht).

Habt ihr ein Beziehungsgeheimnis?

Wir sind komplett unterschiedlich, haben keine Gemeinsamkeiten. Trotzdem sind wir Seelenfreunde, ergänzen uns prima. Auch unsere beiden Töchter Josephine und Agnes sind ganz verschiedene Persönlichkeiten. Das macht das Familienleben lockerer. Jeder kann so sein, wie er ist – darf auch mal seine fünf Minuten haben – so lange es nur fünf Minuten sind (grinst). Und wir alle sind absolut ehrlich und können nicht lügen. Was uns sehr stark verbindet ist, dass wir, Florent und ich, immer für andere da sein wollen.

Hast Du vor, noch mehr Kinder zu bekommen? Vielleicht gründest Du ja noch eine Kelly Family…

Ich bin glücklich, dass ich zwei gesunde Kinder habe. Und was kommt, das kommt. Aber da ich Kaiserschnittmutter bin, wird es keine Riesen-Family geben. Ich glaube trotzdem, wir sind offen für mehr Kinder. Wer weiß. Aber wir arbeiten immer dran, immer! (lacht laut)

Wie schreibst du deine Songs?

Wenn mir plötzlich eine Idee kommt und ich kein iPad zum Aufnehmen da habe, rufe ich schnell meinen Mann an. Ich schreie ihm dann auf den Anrufbeantworter: „Schaaaatz, nicht antworten! Und bloß nicht auf „löschen“ drücken!“ Und dann weiß er schon: Aha – wieder ein Song! Und dann singe ich ihm – gerne auch mal halb sechs Uhr morgens den Anrufbeantworter voll.

„Ich nutze den Schmerz als Kraftquelle!“

Maite Kelly im Interview


Für viele Künstler ist Facebook eine wichtige Plattform. Wie ist das bei dir?

Ich poste oft selber – aber nicht alle fünf Minuten. Man darf auch nicht zu eitel werden…  Ich genieße es, meinen Fans auf Facebook sehr direkt und ehrlich zu begegnen. So kann ich verfälschten Eindrücken, die von mir zum Teil durch die Medien entstehen, entgegenwirken.

Großes Thema im Internet: Mobbing! Hast Du Erfahrungen damit gemacht?

Ich habe zum Glück sehr coole und tolerante Fans. Auf meinem Album „Wie ich bin“ gibt es aber den Song „Stark“, der sich mit dem Thema befasst. Die Kids haben ja inzwischen zwei Schulhöfe, auf denen sie bestehen müssen. Der in der Schule und das Internet, in dem nach dem Unterricht „weitergeschossen“ und gelästert wird – oft noch viel krasser. Mit Worten kann man leider messerscharf zustechen.

Welchen positiven Einfluss hat Facebook Deiner Meinung nach auf Jugendliche?

In gewisser Weise lernen viele dadurch respektvoller miteinander umzugehen. Letztens beim Einkaufen haben mich ein paar Kids ganz höflich gefragt, ob sie ein Foto machen dürften. Ich sah allerdings gerade so sch… aus, dass ich sie gebeten habe, lieber keins zu machen (lacht) – ich hatte echt Angst, dass das dann in sämtlichen Zeitschriften zu sehen sein wird. Und sie haben das auch total verstanden. Das fand ich super! Sie wissen ja selbst, wie doof es ist, wenn man mit einem blöden Foto von sich bei Freunden auf der FB-Pinnwand auftaucht. Ich denke, dass durch eigene Erfahrungen mit dem Internet auch eine neue Toleranz entsteht.

Kannst Du gut mit negativer Kritik umgehen?

Klar, tut es weh, wenn Menschen Kritik ausüben. Aber ich habe den Schmerz immer als Kraftquelle benutzt, um nach vorne zu gehen. Und ich habe nie viel Zeit mit Nachdenken darüber verschwendet, was andere über mich denken. Das bringt mich eh nicht weiter. Hätte ich das getan, was andere Leute wollten, das ich tue, wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin. Wenn jemand sagt: Das kannst Du nicht, sage ich: Klar, kann ich das!

Hast Du eine „Lebensphilosophie“?

Respekt vor anderen Leuten zu haben! Ich habe immer versucht, den Menschen als Menschen zu sehen. Ich halte nichts davon, immer nur mein eigenes Ding durchzuziehen, ohne Rücksicht auf Verluste. Man muss ein gutes Zwischending finden: Für die eigenen, verrückten Ideen einstehen und versuchen andere mitzureißen, statt sie zu übergehen.

Wie endet der Satz?

Maite vervollständigt unsere Sätze!

Maite Kelly im Interview


Im nächsten Leben wäre ich gern…

… Oh Gott! Bloß kein zweites Leben! Das wäre ja furchtbar! Mich muss es nicht zwanzig Mal geben. Dass ich mich ein Leben lang aushalten muss – das reicht! Ich will einfach direkt in den Himmel und mit Gott abhängen. (lacht) An Reinkarnation glaube ich nicht. Ich glaube aber fest daran, dass es nach dem Tod weitergeht. Als mein Vater gestorben ist, habe ich gemerkt, dass da was ist. Wenn man jemanden beim Sterben erlebt, merkt man: Der geht woanders hin. Und man spürt ihn dann auch, denn er kommt immer wieder zurück. Das ist wie eine Präsenz, eine Energie die man plötzlich wahrnimmt.

Mein verrücktester Traum war…

…dass mir alle Zähne ausgefallen sind! Aber der coolste Traum, den ich jemals hatte, spielte im Weltraum. Ganz viele verschiedene Lego-Mecanics-Bausteine haben sich dort von alleine zu einem Riesen-Fahrrad zusammengefügt. (lacht) Und ich wusste ganz genau, wie diese Teile zusammenpassen. Das Unterbewusstsein ist unfassbar. Ich glaube, dass Leute, die besondere Talente haben, eben auch eine super-entwickelte Verbindung zu ihrem Unterbewusstsein haben. Deshalb kommt das dann auch durch. Wir sind alle Genies, wissen es nur nicht.

An Männern mag ich besonders…

…Ach je, ich guck nicht auf andere Männer. Ich bin verheiratet und ein gutes Mädchen. Einer reicht. Es ist ja so: Ich habe sooo einen gutaussehenden Mann. Da muss man nicht irgendwo anders gucken. (lacht und klatscht in die Hände)

Es geht mir total auf die Nerven…

…wenn Menschen andere aus belanglosen Gründen schlecht behandeln. Und wenn Leute im Dienstleistungsgewerbe, z.B. Kellner, extrem unhöflich sind. Wenn ich das erlebe, sage ich auch meistens was. Sonst bereue ich hinterher, still gewesen zu sein.

Ich bin süchtig nach…

…Schokolade. Ich esse nie viel davon, aber ohne geht es nicht.

Was ist denn Deine Lieblingsschokolade?

…Das ist mir zu intim. Was zwischen mir und meiner Schokolade passiert, bleibt zwischen mir und meiner Schokolade (lacht). Nein, Lindt-Schokolade ist schon toll…

Castingshows sind…

…meiner Meinung nach kein Ort, wo wirklich Talent gefordert wird. Die Kids gehen dort mit Talent und guten Absichten hin. Doch am Ende profitieren andere davon.

Dein nächstes Urlaubsziel ist…

…Ui, das verrate ich nicht. (Scherzhaft): Ich hab doch keinen Bock, dass die BILD-Zeitung dort im Busch sitzt und meinen Po fotografiert.

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