Gehaltsunterschiede zwischen Männer und Frauen Frauen und Männer gleichberechtigt im Job – eine Wunschvorstellung?

Frauen und Männer im Job

Gehaltsunterschiede Mann Frau
2014 Statista.com


Von vielen Frauen wird die Behandlung und Bezahlung in ihrem Beruf als ungerecht empfunden. Immerhin verdienten Frauen im vergangenen Jahr 22 Prozent weniger im Bruttostunden-Verdienst, als ihre männlichen Kollegen (Quelle: Statistisches Bundesamt).

Dieser Unterschied – auch „Gender Pay Gap“ genannt, also der Geschlechter-Verdienstabstand – ist jedoch nicht der einzige, über den in den vergangenen Jahrzehnten oft debattiert wurde. Auch die Chancengleichheit ist besonders bei Bewerbungen für Stellen in höheren Positionen häufig nicht gegeben. Doch wie sieht es aktuell eigentlich tatsächlich aus und welche Tendenzen zeichnen sich ab? Hier geht es zur Statistik!

Professorinnen und Frauen in der Wissenschaft

Das Statistische Bundesamt hat Ende Juli 2014 neue Daten zum Thema herausgegeben: Obwohl sich unter den Studierenden mittlerweile beide Geschlechter etwa die Waage halten, stellen Frauen unter den Professoren etwa gerade einmal ein Fünftel.

Dabei ist der Frauenanteil in der Wissenschaft zwar gestiegen, nimmt aber mit jeder weiteren Stufe innerhalb der akademischen Karriere kontinuierlich ab: So waren im Jahr 2012 ganze 50% aller Fertigstudierten Frauen. Erfolgreiche Promotionen weisen noch einen Frauenanteil von 45%, abgeschlossene Habilitationen nur noch 27% und Professorenstellen schließlich 20% auf. Immerhin ist die Tendenz bei den Professorinnen steigend: Zehn Jahre zuvor waren es lediglich zwölf Prozent.

Der Griff zu Frauenberufen verstärkt die Problematik

Eine der größten Ursachen für die Lohnunterschiede liegt an der Geschlechtertrennung auf dem Arbeitsmarkt: So sind typische Frauenberufe wie im Gesundheits- und Pflege- sowie im Erziehungswesen wesentlich niedriger bezahlt, während im produzierenden und verarbeitenden Gewerbe die Löhne und Gehälter deutlich höher ausfallen.

Dass immer noch rund 60 Prozent aller arbeitenden Frauen in Deutschland die in diesen „Frauenberufen“ – also Jobs, die einen Frauenanteil von 70% und mehr verzeichnen – tätig sind, trägt also erheblich zur Gender Pay Gap bei. Hierbei ist in den vergangenen Jahrzehnten kein signifikanter Wandel zu verzeichnen, während Männer mittlerweile etwas häufiger zu diesen weiblicheren Berufen greifen.

Die beliebtesten Ausbildungsberufe in Deutschland nach Geschlechtern

Mädchen:

  • Bürokauffrau
  • Medizinische Fachangestellte
  • Verkäuferin
  • Kauffrau für Einzelhandel
  • Industriekauffrau
  • Friseurin
  • Zahnmedizin. Fachangestellte
  • Kauffrau für Bürokommunikation
  • Hotelkauffrau
  • Bankkauffrau


Jungen:

  • Kfz-Mechatroniker
  • Kaufmann für Einzelhandel
  • Industriemechaniker
  • Verkäufer
  • Bürokaufmann
  • Industriekaufmann
  • Tischler
  • Fachlagerist
  • Fachkraft für Lagerlogistik
  • Koch

Eine ergänzende und detailliertere Aufstellung (ebenfalls vom Statistischen Bundesamt) aus 2009 ist hier zu finden: http://studiberatung.com/2009/11/die-10-beliebtesten-ausbildungsberufe-in-deutschland/

Berufe Frauen und Männer

Gehaltsunterschiede Mann Frau
Kaz – Pixabay.com (CC0 1.0)


Insgesamt finden sich unter den von jungen Frauen 20 meistgewählten Lehren keinerlei technische. Viele Frauen haben auch Image-Fragen im Hinterkopf – Ein Beispiel: Ausbildungen zu Mediengestalterinnen sind deutlich eher technischer Natur, klingen allerdings kreativ, was für viele Frauen verlockender ist.

Ähnliche Berufe mit männlicherem Image werden hingegen kaum ergriffen. Umgekehrt achten auch Männer bei der Berufswahl auf einen entsprechenden Ruf, was die Geschlechtertrennung nach wie vor begünstigt. Damit bleibt nicht nur diese Aufteilung des Arbeitsmarktes erhalten, sondern auch die charakteristischen Lohn- und Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen.

Die Bedeutung der Familienbegründung und Kinderbetreuung

Einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Problematik hat die Betreuung der Kinder: Nur 32% aller Mütter mit einem Kind unter drei Jahren waren laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2012 erwerbstätig. Je älter die Kinder werden, desto mehr steigt aber auch die Erwerbsbeteiligung.

Väter hingegen fallen unabhängig vom Alter des Kindes nur in etwa 15 bis 18% aller Fälle erwerbsmäßig aus. Den Umfang der Erwerbstätigkeit schränkten Mütter deutlich eher ein, als Väter: Während Männer nur zu 6% in einen Teilzeit-Job wechselten, stiegen etwa 69% der arbeitenden Mütter auf Teilzeit um.

Was Frauen tun können, die sich beruflich benachteiligt fühlen

Vor allem größere Firmen haben oftmals eine Gleichstellungsbeauftragte, an die sich im Zweifelsfall gewendet werden kann, um solche Situationen prüfen zu lassen. Diese können auch anders heißen: Frauenbeauftragte, Beauftragte für Chancengleichheit, Frauenbüro usw.

Auch eine Meldung an die Geschäftsleitung oder Personalverantwortliche kann unter Umständen zu einer Lösung führen. Handelt es sich hingegen um einen Fall von Diskriminierung bei Bewerbungsverfahren, kann dies auch vor Gericht geklärt werden, wie ein Fall aus 2011 zeigt.

Hier ging es darum, dass eine Bewerberin bei einer Geschäftsführer-Stellenanzeige nicht für die Wahl berücksichtigt wurde, Klage einreichte und in der Berufung erfolgreich war. Unternehmen sollten daher auf eine geschlechtsneutrale Formulierung der Stellenanzeigen achten, um solche Problematiken zu verhindern. Wie Arbeitgeber Fehler in dieser Hinsicht bei der Stellenausschreibung vermeiden, ist hier genauer aufgeführt.

Frauen in Aufsichtsräten

Erfreulich für die Frauen sollte die Entwicklung in den Führungsebenen großer Unternehmen sein: Laut einer Statistik des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) war Ende 2013 in einigen Firmen ein Frauenanteil von mindestens 25% im Aufsichtsrat zu verzeichnen.

Allen voran lag die Douglas Holding AG mit 56%, gefolgt von TUI Deutschland (50%), NOWEDA eG Apothekergenossenschaft (44%) und der T-Systems International GmbH (40%). Insgesamt umfasst die Auflistung 32 Unternehmen, die zu den 200 größten in Deutschland gehören, nicht aus dem Finanzsektor kommen und Angaben zur Zusammensetzung des Aufsichtsrates machen. Die Anzahl der nicht erfassten Betriebe liegt also eventuell sogar darüber.

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