Stefan Gwildis im Interview Passionierter Soulfan und deutscher George Clooney?

„Das Album hat einen großen nordischen Einklang“

Stefan Gwildis


Vor kurzem ist Dein neues Album „Wünscht Du wärst hier“ erschienen. Kannst Du ein bisschen was zu der Platte erzählen?

Diese Platte haben wir nicht wie sonst in Italien aufgenommen, sondern in Dänemark! Da sind auch die Fotos für das Album gemacht worden. Diesmal hat also alles einen großen nordischen Einklang. Inhaltlicher Bestandteil des Albums ist, dass man Teil eines Ganzen ist. Das findet in mehren Songs statt und wir wollten das auch bildlich unterstreichen. Da kommen wir auch schon zu den Songs. Diesmal ist es so eine Mischung aus Geschichten, die wir in Anlehnung an bekannte Soul- und Pop-Klassiker machen. Die andere Hälfte sind Eigenkompositionen, eigene Grooves und eigene Texte, wie ja sowieso immer. Aus dem legendären Song „Big Yellow Taxi“ von Joni Mitchell haben wir eine Version gemacht, die heißt „Wenn es weg ist“. Wir reden über Klimageschichten, über die Überfischung der Meere, das Verdrecken auf der Welt und da gilt es eben, sich das auch bewusst zu machen. „Wenn es weg“ ist bedeutet also, dass, wenn es einmal weg ist, dann ist es eh zu spät.

Ist das einer der Songs, der dir am meisten am Herzen liegt?

Das kann ich gar nicht so sagen. Im privaten Bereich gibt es noch ein paar andere Favourites, die eine große Rolle für mich spielen. Allen voran natürlich der Titelsong „Wünscht Du wärst hier“. Den widme ich meinem Vater, der im Juni verstorben ist und er soll eigentlich den irrealen Wunsch darstellen, dass man sich doch mal wieder in den Arm nehmen kann, obwohl man natürlich weiß, dass es nicht so sein wird. Wobei ich das auch mit allem Respekt und mit aller Einsicht sehen kann: Mein Vater hat ein langes Leben gehabt, das gut war und auch ein gutes Ende gehabt hat. Aber trotzdem ist man einer von denen, die am Bahnhof stehen und winken, die Abschied nehmen müssen und durch das Nadelöhr der Trauer zu gehen haben.

„Soul ist eine Haltung!“

Stefan Gwildis


Was bedeutet „Soul“ für Dich?

Den Begriff des Souls stecke ich ein bisschen weiter. Für mich ist eigentlich nicht nur vordergründig die Soulmusik gemeint, sondern auch die Musik, die einfach sehr beseelt gemacht wird. Zum Soul-Bereich zähle ich auch Menschen wie Mohammed Ali, den berühmten Boxer. Für mich ist dieser Mann ein Mensch, der den Soul durch seine Haltung verkörpert. Und damit bin ich eigentlich auch bei meiner Definition von „SOUL“. Für mich ist Soul nicht nur eine musikalische Gangart, sondern mehr eine Haltung, die man zu den Dingen einnimmt. Da ist Mohammed Ali ein sehr gutes Beispiel. Er hat sich Zeit seines Lebens nie verbiegen lassen. Er stand für seine persönlichen, seine sozialen und politischen Meinungen ein und hat dafür gekämpft. Für mich ein Grund, mit dem Song „Mohammed Ali“ eine große musikalische Verneigung vor diesem Herrn zu machen.

Der Song „Wo bist Du grad’“ handelt scheinbar von Einsamkeit in einer Beziehung oder Sehnsucht nach der großen Liebe in der Partnerschaft. Kann man sich Zufriedenheit in einer Partnerschaft erarbeiten? Gibt es die perfekte Symbiose oder eben nicht?

Beides. Ich finde, wenn Menschen zueinander kommen, dann gibt es schon ganz große Strömungen, gute Beweise dafür, dass sie aufeinander treffen. Das sind keine Zufälle. Und ich glaube, dass es gute Gründe gibt, weshalb man zusammen ist und auch bleibt. Partnerschaft bedeutet, zu schauen, was man zu zweit anstellen kann auf dieser Welt. Das herauszukriegen, ist ungeheuer spannend! Trotzdem gibt es aber die Momente, in denen man sagen kann: „Ich bin aber auch manchmal ganz woanders, ich bin richtig weg, manchmal sogar in anderen Jahren, ich befinde mich wieder in meiner Kindheit, ich habe bestimmte Gerüche in der Nase und ich bin zurückversetzt in irgendeine Sphäre, wo ich mal war oder ich bin in Gedanken dort, wo ich mal sein werde. Deswegen auch die Frage des Songs „Wo bist Du grad?“

Also ist es gar nicht so schlecht, wenn man in der Partnerschaft mal woanders ist?

Nein, überhaupt nicht! Das Ding ist nur, dass man dann auch Lust hat sich mitzuteilen. Das man dem anderen sagt, wo man ist und was man gerade erlebt. Manchmal ertappt man sich ja auch bei einem Gedanken und man schämt sich vielleicht, ihn auszudrücken. Vielleicht, weil es manchmal obskur ist. Vielleicht sind es persönliche Vorstellungen oder sexuelle Vorlieben. Man hat so eine Gedankenwelt, bei der es gerade in einer Partnerschaft darauf ankommt, dass man sich das auch sagt und es auch teilt. Wichtig ist das gemeinsame Zusammengehen.

Über tiefe Zweisamkeit und Schauspielerei

Stefan Gwildis
Stefan Gwildis


Hast Du selbst für Dich die perfekte Zweisamkeit gefunden?

Ja. Ich hab in erster Ehe über 20 Jahre mit meiner Frau Anna und drei Kindern gelebt und in zweiter Ehe bin ich jetzt seit vielen Jahren schon mit meiner Frau Lina zusammen und habe einen kleinen Jungen. Da würde ich nicht sagen, dass es perfekt ist, aber es ist zumindest der Versuch, eine ehrliche Beziehung aufzubauen. Man selbst verändert sich ja über die Zeit und da ist es wichtig, dass man sich das auch mitteilt. Es gibt Momente der Unsicherheit, in denen man nicht so genau weiß, wo es jetzt hingehen soll. Dass man das miteinander lebt, hat etwas mit einer tiefen Zweisamkeit zu tun.

Du hast im Tatort mitgespielt, im Theater und in Deinen eigenen Musicals mitgewirkt. Welche Rolle müsste man Dir heute anbieten, damit wir Dich mal auf der Kinoleinwand bewundern dürften?

Wenn es um eine gute Geschichte, um eine gute Auflösung geht, etwas, das wirklich beseelt daherkommt, da bin ich dabei! Ich freu mich auf Angebote! (lacht)

Würdest Du lieber den Bösen oder den Guten spielen wollen?

Das ist mir ganz Wurscht. Ich weiß, dass beides in mir steckt. Wahrscheinlich würde ich es sogar interessanter finden, das richtig fiese Arschloch zu spielen, um auch die Seiten auszuloten, die es bei mir gibt. Ich weiß, dass wir alles Menschen sind, die das in sich tragen und die genau diesen Seiltanz im Leben machen. Der Grad ist wirklich sehr schmal auf den wir uns begeben. Insofern wäre beides klasse!

Du hast früher sogar eine Ausbildung in Fecht- und Stuntszenen gemacht…

Oh ja. Eigentlich bin ich dazu gekommen, wie die Jungfrau zum Kind. Ich bin irgendwann mal am Hamburger Tradier-Theater vorbeigegangen und einfach mal in den Bühneneingang reingestolpert. Dort habe ich den Pförtner gefragt, wo man sich denn vorstellen müsste, weil ich ja Schauspieler werden wollte. Der total verdutzt, guckt mich an, sagt aber auf so ne gute hamburgische Art: Dann komm mal rum, am nächsten Dienstag haben wir ein Casting für „Die drei Musketiere“. Und ich hatte damals lange Haare und einen Bart. Das passte wie der Arsch auf’n Pott und da haben sie mich genommen. So habe ich die Ausbildung bekommen.

Interview: Sarah Ollrog

Stefan Gwildis


Erfahren Sie mehr über Stefan Gwildis unter www.stefangwildis.de

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